Ameisen sind wie Borg

Ameisen sind wie die Borg aus Star Trek: Eine Königin übernimmt die Vermehrung und die Arbeiterinnen machen alles andere. Jedes Individuum – egal ob Arbeiterin, Königin oder Männchen - handelt uneigennützig nur zum Wohle der Ameisenkolonie.

Die Ameisenkolonie verhält sich, als wäre sie ein Individuum, deshalb wurde der Begriff Superorganismus geprägt. Jeder Ameisenhaufen ist also solch ein wunderlicher Superorgansimus.

Insektenforscher bezeichnen Ameisen als eusozial, also im echten Sinne sozial, weil alle dem Ganzen dienen. Dies deckt sich nur teilweise mit unserem Verständnis des Wortes sozial, denn das Leben als Ameise ist aus menschlicher Sicht nicht erstrebenswert.

Eine kurze Einleitung über Ameisen schreiben geht nicht. Deshalb geht es für Interessierte unter der Ameisengalerie weiter, mit den egoistischen Genen von Ameisenhaufen.

Weniger theoretisch als mein Text über Ameisen sind meine Ameisenfotos, die hauptsächlich im eigenen Garten entstanden sind. Dort gibt es Wegameisen und Waldameisen, aber auch rote stechende Feuerameisen und winzige gelbe Ameisen, die vor meiner Haustür Sklaven halten.

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Ameisen und Soziobiologie

Evolution erfolgt durch Selektion (Auswahl): Wer gut an seine Umwelt angepasst ist, bekommt viele Kinder und wer nicht gut angepasst ist, bekommt weniger Kinder. In den kommenden Generationen wird also die gut angepasste Gruppe zahlenmäßig stetig größer. So sei hier mal die Selektion in Kurzform beschrieben.

Wichtig ist nun die Frage: Wer oder was wird selektiert, also ausgewählt? Spontan würde man antworten: Natürlich das Individuum. Stimmt, aber die Selektion kann auch auf eine Tiergruppe wirken oder sogar auf eine ganze Tierart oder – und das ist eine zentrale These der Soziobiologie – sogar auf Gene als Träger bestimmter Merkmale, die sich durchsetzen oder eben nicht. Wir selbst wären demnach Vehikel für unsere Gene, an denen die Selektion ansetzt.

Das egoistische Gen

Die Evolution eines Superorganismus (Ameisenhaufens) durch Selektion lässt sich tatsächlich nicht erklären, wenn wir davon ausgehen, dass die Selektion am Individuum ansetzt. Dann wäre es nie zur Entstehung von sterilen Ameisenarbeiterinnen gekommen, denn jede Ameise würde sich als Individuum fortpflanzen wollen. Wer sterilisiert sich gemäß dieses Modells freiwillig? Niemand.

Gehen wir dagegen davon aus, dass es die Gene der Ameisen in die nächste Generation schaffen wollen, könnten sich Ameisen mit gleichen Genen zusammentun und einen besonders effektiven Superorganismus bilden, der unglaublich effektiv Gene in die nächste Generation schleust. Schon Charles Darwin wusste übrigens um die Probleme, die ein einfacher Ameisenhaufen seiner Evolutionstheorie bereitet. Er kannte auch noch keine Gene. Wir kennen inzwischen sogar „Das egoistische Gen“ (Buchklassiker zu Evolution und Soziobiologie von Richard Dawkins).

Verwandtenselektion - Blut ist dicker als Wasser

Die Soziobiologie untersucht die Evolution von Sozialverhalten bei Tieren. Verhaltensforscher, Evolutionsbiologen und Anthropologen in aller Welt haben beobachtet, experimentiert, Mathematik betrieben und nachgedacht. Schließlich gab es eine These: Je näher Tiere miteinander verwandt sind, desto sozialer können sie sich untereinander verhalten. Anders ausgedrückt: Die Träger gleicher Gene (also Eltern und Kinder, Geschwister untereinander usw.) helfen sich gegenseitig, damit deren Gene in die nächste Generation eingehen. Wenn ich also keine eigenen Kinder habe, kann ich beim Aufziehen der Kinder meiner Schwester helfen, wodurch ich dem Ruf meiner Gene gerecht würde. Menschengeschwister haben zu 50% gleiche Gene, jeweils eine Hälfte von der Mutter und eine Hälfte vom Vater.

Weibliche Ameisengeschwister – also zum Beispiel alle sterilen Arbeiterinnen eines Ameisenhaufens, die alle von der gleichen Mutter (Königin) abstammen – haben zu 75% gleiche Gene, denn Ameisenweibchen erhalten 75% ihrer Gene von der Mutter und nur 25% ihrer Gene vom Vater. Diese Ameisengeschwister sind aber nur zu 50% mit der eigenen Mutter verwandt. Mit der eigenen Tochter wären sie auch nur zu 50% verwandt. Folglich ist es für ein Ameisenweibchen sinnvoll, keine eigenen Töchter zu haben, sondern lieber der Königin dabei zu helfen, weitere Töchter zu bekommen. Das wären dann eigene Schwestern und je mehr Schwestern es gibt, desto mehr eigene Gene gibt es.

Ameisenweibchen sind übrigens diploid und Ameisenmännchen, die durch Jungfernzeugung entstehen, sind nur haploid. Daher die 75 Mutter / 25 Vater Aufteilung der Gene bei Ameisentöchtern.

Dies also zur Frage, warum es Ameisenhaufen gibt.

Literatur: 

Bert Hölldobler und Edward O. Wilson: Auf den Spuren der Ameisen

Claude Lebas: Die Ameisen Europas

Desweiteren gibt es Foren zu Ameisen und zur Ameisenhaltung

Fotografie:

Die meisten Fotos wurden mit Olympus oder Panasonic M4/3 Kameras gemacht. Dazu Olympus 2,8 / 60mm Makro, teilweise mit Raynox Vorsatzlinsen oder mit Olympus 2,8 / 40-150mm mit vorgesetztem 4x oder 10x Mikroskopobjektiv. Blitz mit Diffusor oder LED Dauerlicht. Teilweise Fokus-Stacking.

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